RPG: Lex Animae

"Das ist der kleine Bruder von Mistral, deshalb suchen wir gerade", erzählte Ruut absolut begeistert, offenbar das Straucheln des Jungen nicht wirklich mitbekommend. "Ich hab nur... keine Ahnung wo sie hin ist, sie wirkte ja etwas durcheinander durch ihre Familie, ich weiß nicht recht..." 

"Oh doch", sagte er und lächelte mysteriös vor sich hin. "Sie alle sind verderblich. Auf unterschiedliche Arten und Weisen, versteht sich." Er zwinkerte ihm zu. 

Iivari schaute ihr einen Moment lang fragend nach. Er verstand Menschen nicht, Dämonen ebenso wenig und dieses Exemplar hier rein gar nicht. Möglicherweise sollte er sich nicht weiter damit befassen. 
Also nutzte er die Gunst des Moments und stahl sich zur Terrasse, um dort die Treppe nach unten zu nehmen und allein in der Dunkelheit zu verschwinden.

Jins Gesicht erhellte sich. Er zog die Brauen hoch undmusterte den Jungen interessiert.
"Hm. Jetzt wo du es sagst, er hat ihre Augen, ganz unverkennbar." Zephyr wusste nicht so recht, was er aus der Bemerkung machen sollte und nickte nur ein wenig. Als Jin sah, wie nervös er war, lächelte er und streckte dem Jungen die Hand entgegen. "Ich in Jin'do Pikkusu Huojokira Lötyi von den Ihmisielu. Mistral ist unser Teamkamerad. Sie ist sehr tapfer, du kannst stolz auf sie sein."
Zef zögerte zunächst, ergriff dann aber lächelnd die Hand.
"Zephyr. Zephyr Tuulika", antwortete er. "Haben alle Ihmu..Ihmi...haben alle so lange Namen, wo du herkommst?"
Jin schmunzelte.
"Jin reicht vollkommen, wenn es das ist, was dir Sorge bereitet."
Zef schaute den Ureinwohner verdutzt an, dann breitete sich ein Grinsen auf sein Gesicht aus.
"Okay! Dann könnt ihr mich Zef nennen!"
Jin kicherte.
"Ja, Mistral und du, ihr seid eindeutig vom selben Schlag."

René blinzelte die Dame interessiert an und lächelte seinerseits.
"Das klingt fast, als sei die Gesellschaft von Damen gefährlich", bemerkte er. "Doch vor Gefahren habe ich mich noch nie gescheut."
Aus dem Augenwinkel nahm er eine recht exotisch anmutende Dame gewahr, die interessiert zur Truppe von Ruut blickte.

"Hat das eigentlich irgendeine Bedeutung?", erkundigte sich Ruut etwas abwesend, die schaute sich die ganze Zeit um, in der Hoffnung, irgendwo Mistral erkennen zu können, entdeckte aber nur diese Frau, die vorhin mit Jin geredet hatte, mit den türkisfarbenen Haaren, mehr nicht. "Wo zum Henker steckt sie...?!", zischte sie schließlich leicht säuerlich. 

"Dann werdet Ihr im Leben wohl viel Freud und viel Leid erfahren. Nun denn, ich muss meine Begleitung suchen. Man sieht sich, Fremder." Aatu machte einen Knicks, der femininer wirkte als bei den meisten Frauen, dann verschwand er im Gemenge. 

Iivari indes kam zurück zu seinem ehemaligen Team und musterte die beiden einen Moment. 
"Wer war sie?", erkundigte sich Alma, er jedoch überhörte das. 
Die drei hatten sich gerade Shots von wasauchimmer bestallt, Alma für Iivari mit, weil sie so lieb war und er trank sie alle im Alleingang aus. 
Die Frau schaute ihn etwas entsetzt an, nur Rasmus lachte sich leise in den Bart. "Warum hab ich mir gedacht, dass du das heute wieder machen wirst? Vorne an der Bar gibt's mehr." Er nickte Richtung Bar, woraufhin Iivari ebenfalls nickte und verschwand. 
Er wusste nicht wirklich, was genau gerade mit ihm durchging, wahrscheinlich wollte er sich selbst daran hindern, an bestimmte Dinge zu denken, an die er nicht denken wollte.

Jin legte einen Moment nachdenklich die Stirn in Falten.
"Wörtlich übersetzt bedeutet es etwa...'Kleiner Wolf, der eines Morgens an einem Flussufer gefunden wurde'."
Zephyr blinzelte einen Moment verdutzt und lachte dann. Jin zog verwundert eine Braue hoch.
"Das hat vielleicht 'nen lustigen Namen!", meinte Zef grinsend.
"Findest du?", erkundigte sich Jin mit nachdenklicher Miene. "In unserer Sprache ist es eine Art Gedicht. Was bedeutet denn dein Name?"
Nun verflüchtigte sich das Lächeln auf Zefs Gesicht und mit einem Mal schien er zutiefst verwirrt.
"Also...das heißt...ähm..."
"Seit sie eben gegangen ist, habe ich sie nicht mehr gesehen", erklärte Jin schulterzuckend. "Vielleicht ist sie..."
"Verzeiht bitte, ich habe einen Teil eurer Konversation überhört", ertönte plötzlich eine Stimme zu ihrer Seite. Eine exotisch anmutende Frau in fließenden Gewändern stand auf einmal vor ihnen.
"Gehe ich richtig in der Annahme, dass ihr auf der Suche nach einem Freund seid?"

René sah der Dame mit nachdenklichem Blick nach. Er kam nicht drum herum, dass sie eine gewisse Faszination auf ihn auswirkte. Nicht so wie Ruut, aber...doch auf eine bestimmte Weise. Auch wenn er nicht genau sagen konnte, welche das war. Einen letzten Blick warf er zu der Schönheit mit den rotbraunen Haaren, so nah und doch so fern, bevor er in der Menge verschwand.

Ruut schaute etwas erschrocken über ihr plötzliches Erscheinen auf, lächelte dann aber freundlich, während sie sich fragte, wie man nur so atemberaubend schön sein konnte. "Ja, wir suchen unsere Teamkameradin und seine große Schwester." Sie nickte zu Zephyr. "Aber... Nun ja, die Räumlichkeiten sind groß."

Himiko blickte interessiert zu dem jungen Mann. "Du hast also deine Schwester aus den Augen verloren, hm? Nun, das ist kein Wunder bei dieser Menschenmasse."
Zephyr blickte die Dame unsicher an. Vielleicht war es ihr fremdländisches Erscheinungsbild, vielleicht auch ihre eleganten Kleider, aber...irgendetwas an ihr war...anders. Er sah vorsichtig zu Jin hinauf, der seinen Blick mit nachdenklicher Miene erwiderte. Was immer es war, dass Zephyr so die Sprache verschlug, Jin spürte dasselbe.
"Aber wie es der Zufall so will", fuhr die Dame fort, "kann es sein, dass sie gar nicht so schwer zu finden sein wird. Wisst ihr, als ich mich eben mit einem alten Freund von mir unterhielt, sah ich eine junge Dame in dunkelrotem Kleid auf den Balkon heraustreten. Sie sah noch sehr jung aus, ich bin sicher, sie ist hier Schülerin."
Nachdenklich musterte sie Zephyr, der immer noch nicht in der Lage war, ein Wort an sie zu richten.
"Jetzt wo ich so darüber nachdenke...ihre Augenfarbe war unverkennbar. Solch ein reines Purpur sieht man nur selten und meist bei begabten Magiern. Und ich könnte schwören, dass sie denen unseres jungen Freundes hier ähneln, wie ein Ei dem anderen."

"Das ist sicherlich Mistral!", kam es ausgesprochen begeistert von Ruut. Misstrauen lag irgendwie nicht sonderlich in ihrem Charakter. Was auch immer die anderen spürten, bei ihr kam nichts davon an.

"Welch überaus frohe Kunde", bemerkte Himiko und schlug ihren Fächer zusammen. "Dann lasst uns doch gleich zu ihr gehen. Ich bin mir sicher, sie brennt darauf, mit euch wieder vereint zu werden."
Zephyr behagte die Dame immer noch nicht, doch der Wunsch Mistral wieder zu sehen, war stärker als seine Beunruhigung. Somit folgten sie der Frau zum Balkon, wobei Zephyr sich dicht an Mistrals Kameraden hielt.

Seufzend blickte Mistral gen Himmel und betrachtete die Sterne. Angeblich konnten sie einen Menschen überallhin führen, doch sie konnten Mistral wohl niemals weit genug von ihrem Vater wegführen.
Als sie die Balkontür sich öffnen sah, zuckte sie zusammen und wirbelte herum. Doch es war nicht ihr Vater.
"Du solltest nicht zu lange hier draußen bleiben", bemerkte Jin. "Bei dem Wetter holst du dir eine Erkältung in dieser leichten Kleidung."
"Danke für den Tip", seufzte Mistral. "Nur leider..."
Als sie bemerkte, dass hinter Jin jemand hervorlugte, blinzelte sie verwundert. Und als sie erkannte, wer da stand, wurden ihre Augen von Sekunde zu Sekunde größer.

Ruut freute sich total über alles, es war so wunderbar. "Danke für Eure Hilfe", sagte sie zu der fremden Frau mit einem leichten Knicks, dann nahm sie Jin beim Handgelenk. "Wir sollten die beiden bei ihrer großen Wiedervereinigung nicht stören", stellte sie fest und ging mit ihm zusammen wieder rein.

Auch Jin konnte sich ein warmes Lächeln nicht verkneifen, als er sah, wie Zephyr auf seine Schwester zustürmte, die ihn fest in den Arm nahm. Kam es ihm nur so vor oder weinte sie vor Freude?
"Ist vielleicht besser", stimmte er Ruut zu. "Wenn ich ihnen weiter zusehe, fang ich noch an, meine Schwester zu vermissen."

"Du hast eine Schwester?", fragte sie erstaunt und schaute zu ihm auf. Obwohl. Irgendwie passte es. So, zu... Leuten wie... ihm. Oh Mann. Sie musste sich wirklich abgewöhnen, so zu denken. Das war unhöflich.

Ruut konnte sich manchmal wirklich glücklich schätzen, dass Jin keine Gedanken lesen konnte. Er nickte lediglich und sein Blick rückte nostalgisch in die Ferne.
"Sie ist älter als ich", erklärte er. "Sie war bis zum Schluss dagegen, dass ich an die Akademie gehe. Wenn ich es recht bedenke, waren alle dagegen. Nicht einmal ich war wirklich dafür."

"Aber... warum bist du dann gegangen?", erkundigte sie sich. Aber sie konnte sich vorstellen, warum sie alle dagegen gewesen waren. Ganz risikofrei war es schließlich nicht.

Nachdenklich legte Jin den Kopf in den Nacken und schluss kurz die Augen.
"Warum eigentlich?" Er stellte die Frage mehr sich selbst als seinem Gegenüber. "Wir werden immer weniger. Einige Stämme sind bereits komplett verschwunden, und die, die übrig sind, sind ein Schatten ihrer einstigen Größe. Einige wandern aus und versuchen sich den Sitten der Ulkoma anzupassen. Die meisten landen in den Gossen."
Er schüttelte den Kopf.
"Seelenkinder...Magier, wie ihr sie nennt, sind jedoch auch immer seltener. Und es gibt nur wenige, die das Gesetz der Seele noch lehren können. Unsere Schmanin sagte mir, wenn ich zur Akademie gehe, könne ich lernen, die mir zuteil werdende Gabe zu nutzen. Auf diese Weise bin ich meinem Stamme dienlicher. Also bin ich gegangen."

"Obwohl du eigentlich nicht wolltest?" Sie wandte den Blick ab und ließ ihn stattdessen über die Menschenmassen schweifen. "Ich bin mir sicher, dass du erfolgreich sein wirst." Sie sah nach oben. "Seelenkinder ist ein interessanter Begriff." Vor allem, wenn sie dabei an Iivari dachte, der sicherlich überhaupt keine Seele hatte.

"Ach, ich bereue es eigentlich nicht. Nicht mehr." Er beobachtete die Menschen, die miteinander tanzten und aßen. "Eure Bräuche zu studieren ist durchaus eine interessante Erfahrung. Und ich habe die Gelegenheit gehabt, ein paar recht...einzigartige Menschen kennenzulernen."
Er lächelte Ruut an.
Jemand kam vorbei und bot ihnen ein Tablett mit Gläsern an, in denen sich eine sprudelnde Flüssigkeit befand.
"Ist das Alkohol?", erkundigte er sich. "Verzeiht, aber ich trinke nicht."
Der blonde Mann, dem die Haare ins Gesicht fielen, schien ihn aber nicht zu hören und drückte jedem von ihnen ein Glas in die Hand.
"Seid unbesorgt. Ich bin sicher, dieses Getränk entspricht Eurem Geschmack."
Mit diesen Worten verschwand der Mann wieder so schnell wie er gekommen war und ließ einen reichlich verwirrten Jin zurück.

Sie erwiderte das Lächeln. "Keine Angst, das ist Sekt, da ist nicht viel..." Wie sie feststellte, war in ihrem Glas neben Sekt wohl noch etwas anderes drin und ihr wurde kalt. 
"Es ist..." 
Ruut versuchte, möglichst unauffällig den Gegenstand aus ihrem Glas zu fischen. Ihr Anhänger. Es war ihr Anhänger. Jenes Ding, das ihr der rothaarige Dieb abgenommen hatte. Das bedeutete, dass er... er... 
"Hey, Jin, ich... ich bin mal... mein Näschen pudern." Daraufhin verschwand sie im Gemenge, um den Saal zu verlassen. Einige Minuten lang lief sie ziellos umher, bis sie schließlich an einem einsamen Gang angekommen war und sich erschöpft auf einem Fensterbrett niederließ. Sie brauchte einen Moment, um die Situation zu begreifen.

Ruut war verschwunden, noch bevor Jin fragen konnte, was los war. Stirnrunzelnd betrachtete er den Grund seines eigenen Glases, doch außer einer sprudelnden Flüssigkeit konnte er dort nichts erkennen. Was hatte sie denn? Hatte er etwas falsches gesagt.
Einen Moment dachte er darüber nach, der Flüssigkeit eine Chance zu geben. Dann rümpfte er die Nase und schüttete das Zeug in die nächstbeste Topfpflanze als gerade niemand hinsah.

René näherte sich dem Mädchen leise, um sie nicht zu verschrecken. Doch sie wirkte so durch den Wind, dass sie ihn zunächst wohl gar nicht bemerkte. Als er die Verwirrung in ihrem Gesicht wahrnahm, bekam er einen Kloß im Hals. Es war eigentlich sonst nicht seine Art, junge Damen zu verschrecken. Aber er hatte keine andere Wahl. Wenn er Glück hatte, würde sie ihm helfen. Wenn er Pech hatte...nun, dann würde er wahrscheinlich aus dem Fenster springen und die Beine in die Hand nehmen müssen.
Erst als sie nur noch eine Armesweite von ihm entfernt war, trat er aus dem Schatten und lächelte sie an.
"Ist Euchn nicht wohl, Milady?", fragte er. "Oder hat die Feier Euch erschöpft?"

Ruut fuhr ruckartig zusammen, als sie seine Stimme hörte und auch erkannte. Ihr Herzschlag erhöhte sich noch ein Stück, ihre Gedanken waren nicht in der Lage, sich zu ordnen, wurden panisch, und so kam es, dass sie den einzigen Gegenstand, den sie greifen konnte, beziehungsweise bereits in der Hand hielt, nach ihm warf: Das Sektglas.
"Was fällt dir ein?!", fauchte sie, unbedacht darauf, dass sie gerade anfing, ihn zu duzen, sie wusste einfach nicht, wie sie sonst reagieren sollte.
Daraufhin vergrub sie das Gesicht in den Händen, um nicht wieder sinnlos Tränen zu vergießen.

René hätte dem Glas problemlos ausweichen können, doch aus irgendeinem Grund tat er es nicht. Er ließ es zu, dass das Sektglas sein Gesicht traf, dabei in zwei Hälften zersprang und sich die Flüssigkeit auf sein Gesicht und seine Kleidung ergoss. Es war ein grässliches Gefühl, dass sich gerade in seiner Magengrube breit machte. Schon tausende Male hatt er Menschen angelogen, doch als er Ruut sah, wie sie ihr Gesicht in den Händen vergrub, wusste er, dass es das einzig Anständige war, ihr die Gelegenheit zu geben, ihre Wut auszulassen.
"Das habe ich wahrscheinlich sogar verdient", gab er zu. "Und wenn man bedenkt, was ich getan habe, wäre jeder Versuch einer Entschuldigung wohl sinnlos."
Sein Blick fiel auf das Amulett.
"Aber ich fürchte, mir waren die Hände gebunden. Es gab etwas, dass ich wissen musste und auf der Suche danach habe ich mich mit Menschen eingelassen, deren Vorstellungen von Moral zweifelhafter Natur sind. Ich würde mich wohler fühlen, würdest du mir die Chance geben, mein Verhalten, wenn schon nicht zu entschuldigen, dann wenigstens zu erklären. Doch wenn du mir sagst, ich soll gehen, dann tu es und ich verspreche, du siehst mich nie wieder."

"Geh!", kam es ziemlich schrill von ihr, dann schluchzte sie leise auf. "Nein... Nein, bleib hier!"
Ihre Gedanken sprangen kreuz und quer, von einem Chaos zum anderen. Zu gerne wäre sie jetzt einfach in Ohnmacht gefallen, zumindest in eine endgültige, denn schon jetzt fühlte sie dich jeder Macht über sich, ihn oder der Umwelt entsagt, doch das Privileg der Bewusstlosigkeit wurde ihr in jenen Minuten nicht gegönnt.
Und dennoch konnte sie nicht anders, als René glauben zu schenken. Es klang nach ehrlichen worten, nicht so blumig wie zu Beginn ihrer ersten Begegnung. Und er wirkte, als würde es ihm aufrichtig leid tun - mehr noch als bei seiner letzten Verabschiedung.
Fahrig wischte Ruut sich ein paar tränen aus dem Augenwinkel und versuchte, möglichst stark zu wirken. Ihre Hände verkrampften im Stoff ihrer Kleidung.
"Wer...", setzte sie dann leise an. "Wer hatte dich vor ein paar Wochen beauftragt?"

René schwieg einen Moment und überlegte, was er antworten sollte. Diese Leute waren gefährlich und offenbar nicht gerade zimperlich. Sollte er Ruut wirklich davon erzählen? Er wollte sie nicht unnötig in Gefahr bringen. Aber was half ihm im Moment anderes als die Wahrheit?
"Die Mafia", antwortete er schließlich mit leiser Stimme. "Du hast bestimmt schon von ihnen gehört. Hier auf den Inseln sind sie wohl mit Abstand die größte Untergrundorganisation. Und die am Besten informierte. Ich habe mich von ihnen anheuern lassen, ohne recht zu wissen, worum es geht. Man sagte mir nur, ein Meister der Akademie würde kommen, und ich solle seine Schüler ablenken, damit sie Zugang zu ihnen bekommen." Schuldbewusst blickte er zur Seite. "Was genau sie dort angerichtet hatten, erfuhr ich erst im Nachhinein. Und ich wollte auch nicht, dass es so eskaliert."

Ruut stockte, als er das mit der Mafia sagte. Klar, die Mafia. Von denen hatte nahezu jeder hier im Norden schon einmal gehört, sie selbst hatte ihre Eltern einmal über sie reden hören, da sie der Bank eine Unsumme an Geld abgezogen hatten.
Und da war noch etwas. "Meister Kurjaukka hatte gesagt, es wäre nichts vorgefallen, in der Zeit, als wir weg waren..." Ihr Blick entschwand zur Decke.
Dann seufzte sie und schaute wieder zu Boden. "Du erscheinst mir nicht wie einer, der das Gesetz liebt, aber auch nicht wie jemand, der keine Vorstellung von Moral hat... Warum.. Weshalb hast zu dich mit denen eingelassen?"

René legte den Kopf in den Nacken. Ein abwesendes Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
"Jemand, der das Gesetz nicht liebt, hm? Schätze mal, das liegt in der Familie."
Kurz schloss er die Augen, bevor er sich wieder Ruut zuwand.
"Nein, für das Gesetz und seine Hüter habe ich nicht viel übrig. Mit Scheinheiligkeit kann ich nicht viel anfangen. Aber ich bin eigentlich auch niemand, der anderen Menschen mutwillig Schaden zufügt. Ich hole mir was ich brauche, vielleicht manchmal ein bisschen mehr. Aber ich habe nie jemanden verletzt." Ein Schatten huschte über sein Gesicht. "Naja, sagen wir fast nie. Jedenfalls, der Grund dafür, dass ich mich mit diesen...Leuten eingelassen habe, ist der, dass ich jemanden suche, der...schwer zu finden ist. Was vor allem daran liegt, dass er viel Wert auf Diskretion legt. Der Mann von dem ich rede ist mein Vater. Gerard Lupin."

Sie fuhr sich mit der Hand übers Kinn und dachte nach. Seltsamerweise kam ihr der Name irgendwie bekannt vor, sie wusste aber nicht ganz woher direkt.
"Vielleicht findest du etwas im Archiv der Akademie", überlegte sie. "Nur... Das ist abgeschlossen, als Schüler braucht man eine Sondergenehmigung dazu."