Schicksalsspiel

Auch Elin hatte keine Lust auf den Freak, aber er war wohl der einzige, der ihnen helfen konnte.
"Er meinte, wir wären sehr talentiert", warf sie noch so nebenbei ein.

"Ach.. hat er das?", fragte der eine und sah sich um.
"Seltsam, dass er dann nicht schon hier ist, um euch zu erwarten, wenn ihr euch doch schon so gut wie abgesprochen hattet."
Seine Stimme war eindeutig von Sarkasmus durchzogen.

"Er wurde von anmaßenden Wachen gestern bei der Unruhe aufgehalten", erwiderte Elin schnippisch. "Ich würde mich ja nicht mit einem Magier anlegen. Ihr etwa?"

Livedin seufzte.
"Lasst uns doch bitte einfach rein." Er zauberte zwei Äpfel auf in seine Hände und hielt sie den beiden entgegen. "Als Belohnung?"

Die Beiden lachten auf.
Äpfel als Belohnung? Sahen sie etwa aus wie Ponys?
Er nahm die Früchte dennoch entgegen und musterte sie kritisch, ehe er die kleinere seinem Kumpel zuwarf.
"Ich werde den Herrschaften von eurer Bitte berichten. Wartet solange hier."

Als Livedin die Äpfel hervorgezaubert hatte, hatte auch Lucia eher die Stirn gerunzelt.
"Ich glaube, mit Äpfeln kann man hierzulande bestenfalls Kinder ködern", raunzte sie ihm zu.

"Banausen...", schumpfte Livedin. "Àpfel sind perfekt! Oder meinst du, das wre besser gewesen?"
Er formte seine Hände zu einer Schale und die begann sich mit Goldklümpchen zu füllen.

"Viel besser", gab Elin ihre fachmännische Meinung ab.

"Nunja", schmunzelte Lucia. "Wo ich herkomme, haben wir meistens unsere Güter einfach getauscht, von daher. Aber hierzulande sind solche Leute mehr auf Gold erpicht."
Sie runzelte die Stirn.
"Könnt Ihr mit Eurer Magie jede Form von Materie erschaffen?"

"Hm, interessante Frage …", meinte er mit gerunzelter Stirn. "Eigentlich schon … aber hier unten fällt es mir deutlich shcwerer.

"Hilft es dir, wenn man mehr an dich glaubt?", wollte Elin wissen.

"Naja … nicht direkt. Die Erde ist halt einfach … stumpf. Weniger Magiefluss, verstehst du? Ich bin hier unten viel zu schnell am Ende, während ich in unserem Reich beinahe unbegrenzte möglichkeiten habe", lächelte Livedin.

"Hm...", machte Elin.
Das klang dezent Scheiße.

Während Lucia und die anderen draußen vor dem Tor warteten, diskutierten in der Haupthalle der Erzmagier und die Anführer der einzelnen Lehrzweige den Plan für das nächste Semester und ihre Haltung im Konflikt.
"Wir dürfen nich länger warten", meinte einer der Magier. "Wir sollten den Engeln umgehend unsere Loyalität bekundigen! Wenn sie uns des Verrats bezichtigen, werden sie uns vernichten!"
"Das dürfen wir nicht tun", wandte der oberste Heiler ein. "Wir haben uns bisher unsere Neutralität bewahrt und dabei sollte es bleiben. Wir haben einige Gläubige unter unseren Schülern, teilweise sehr talentiert. Wir sollten sie nicht vergraulen."
Der andere Magier schnaubte. "Allein die Tatsache, dass der Glauben hier zugelassen wird, ist Provokation genug. So gesehen ist es nur eine Frage der Zeit bis sie die Akademie stürmen!"
"Wir sind zu mächtig, als dass sie so direkt vorgehen würden", winkte der Erzmagier ab. "Wenn sie uns ohne weiteres unterwerden könnten, hätten sie es längst getan. Solange wir sie nicht weiter provozieren, sollte alles in Ordnung sein. Sie haben bereits umgehende Informationen über alle, die hier studieren und ihren Abschluss machen, das ist mehr als genug..."
Er brach ab, als es an der Tür klopfte. Der Erzmagier rief sie herein und sah, dass es zwei Wachen waren.
"Warum untebrecht ihr unser Treffen?", fragte er die beiden.

"Entschuldigt, Ehrwürdiger Erzmagier", sagte der eine und sie beide deuteten eine knappe Verbeugung an.
"Vor dem Tor stehen drei eher zwielichtige Gestalten, die anscheinend über Magie verfügen und sich noch anmelden wollen. Sie haben dies angeblich mit einem der Herren hier abgesprochen und die Erlaubnis dazu erhalten."

Der Erzmagier blickte sich fragend in seinem Kabinett um. Doch keiner schien etwas von den drei Gestalten zu wissen.
"Die Anmeldefrist für dieses Semester ist eigentlich schon vorbei", meinte einer der Magier. "Vielleicht sind es Spione."
"Vielleicht", meinte ein anderer. "Vielleicht sind es auch einfach nur zerstreute Novizen von weither, die von weit her gekommen und die Anmeldefrist verpasst haben."
"Bringt sie in eines der Wartezimmer", beschloss schließlich der Erzmagier. "Wir befassen uns später mit ihnen. Aber lasst sie nicht draußen vor dem Tor stehen, das hinterlässt keinen guten Eindruck, weder auf sie, noch auf uns."

Die beiden Soldaten nickten und deuteten eine Verbeugung an, ehe sie wieder zum Tor schritten.
"Folgt mir", erklärte einen den dreien dann und machte auch gleich wieder kehrt, um sie in ein freies Wartezimmer zu führen.

Elin zog verwundert eine Augenbraue hoch, zuckte aber mit den Schultern. Immerhin waren sie jetzt drin. Sie hatte jedoch nicht das Gefühl, dass die Magier es ihnen so leicht machen würden.

Livedin rieb sich die Hände. Die Äpfel waren also doch insgeheim überzeugend gewesen!
Mit einem breiten Lächeln folgte er den Wachen in den vorgesehenen Raum.

Man brachte sie in ein Gebäude mit einem hellen, kreisrunden Raum, in dem sich einige Bänke befanden. Die Wachen wiesen sie an, hier erstmal zu warten, bis jemand kommen sollte, der sich ihrer annahm.
"Meint ihr der Halbgott ist gut in Magie?", wunderte sich Lucia. "Wenn ja, sollten wir uns vielleicht nach talentierten Schülern umsehen."
Sie überlegte einen Moment.
"Wisst Ihr denn, wie alt er ungefähr ist?"

Elin machte sich mehr Sorgen darüber, dass sie vielleicht gleich in Magie abgeprüft wurden. Sie hoffte, dass Livedin das regeln konnte. Irgendwie musste dieser Halbgott ja zu finden sein.

"Ob er gut ist... weiss ich nicht. aber e sollte sicherlich viel potential haben..."
Livedin hob die Schultern. "Wenn ich wüsste, wie er aussieht..."

Ihr Gespräch wurde unterbrochen, als die Erzmagier eintraten, um sich diese angeblichen neuen Schüler von Weither zu begutachten. Zwei Wachmänner positionierten sich an der Tür, aber wohl mehr einfach der Etikette wegen als wirklich zum Schutz. Diese Männer wirkten nicht so, wie wenn sie ein leichtes Ziel abgeben würden.
"Diese zerlumpten Gestalten sollen also potentielle Magieschüler sein?", bemerkte einer der Magier mit leichtem Spott in der Stimme und musterte vor allem Elin kritisch, als sähe er genau, dass sie mit Magie nicht viel am Hut hatte.

"Zerlumpt?!", ächzte Livedin. Also bitte, er war ein Gott, seine Kleidung war immer schnittig und schick!
"Aber ja. Wir können sehr gut mit Magie umgehen …"

"Sogar ziemlich gut", fügte Elin hinzu und starrte dabei böse zurück.
Es war ihr dabei ziemlich egal, dass sie genau das eigentlich nicht konnte, aber so was ließ sie sich nicht einfach sagen.