Re-BIRTH (Fortsetzung)

"Außer Ausrufezeichen", meinte Livana. "Ausrufezeichen beherrscht er." Auch wenn ihre Lese- und Schreibkentnisse selbst schwächlich waren, BIRTH hatte es nicht wirklich geschafft, ihr etwas beizubringen.
Das Mädchen schluckte schließlich, als sie das sah. "Wir müssen es irgendwie schaffen, uns unauffällig so zu positionieren, dass wir den EIngang betrachten können, ohne groß aufzufallen."

"Unauffällig? Mit einem Müllwagen?", fragte sie mit sarkastischem Grinsen. "Warum rufen wir nicht gleich, 'Wir sind von drau-' "
Sie unterbrach ihre Rede, als sie auf einmal etwas wahrnahm. Eine Polizeisirene. Direkt hinter ihnen. Sie schaute in den Rückspiegel. Kam ihr das nur so vor, oder waren die hinter ihnen her."
"Wär auch zu leicht gewesen", murmelte sie grimmig.

"Haben wir hier irgendwo ein Seil?", fragte Livana sofort nachdem Kaddie die Cops bemerkt hatte. "Ich kann überall hochklettern, wenn du mich irgendwo rausschmeißt und du diese Säcke noch abhalten kannst, kann ich irgendwo oben ein Seil anbringen und du kletterst hoch." Klang absurd und nicht machbar, war es auch, aber das einzige, was ihr auf die Schnelle einfiel.

Kaddie dachte fieberhaft nach, während sie auf's Gas ging und ganz bestimmt die Geschwindigkeitsbegrenzung für Müllwagen überschritt.
"Hab leider meinen Einbruchskasten zu Hause vergessen", knurrte sie. "Kannst du vielleicht auf den Mülltransporter klettern und schauen, ob du was findest, was man als Seil verwenden könnte?"

"Okay", sagte Livana knapp und kurbelte das Fenster herunter. Sie schaute sich kurz um und kletterte dann hinaus. Ganz schöner Wind hier oben, sie konnte von Glück reden, dass sie sich über das davon wehen keine Gedanken machen musste.
So schnell es ging, schaute sie sich um, bis sie wieder hinein kletterte.
"Ja, da ist was, aber das ist, wenn überhaupt, zwei Meter lang und das bringt rein gar nichts. Hast du noch eine Idee?"

Sie überlegte fieberhaft.
"Eine. Aber die ist alles andere als hoffnungsvoll."
Sie trat kräftig auf's Gaspedal und raste über eine rote Ampel, mitten auf eine verkehrsreiche Kreuzung. Es gab eine Menge Gehupe und Bremsspuren, doch das würde nicht reichen, um sie abzuschütteln. Stattdessen drückte Kaddie zähneknirschend auf einen roten Knopf.
Kurz darauf öffnete sich der Laderaum und die aufgeladenen Müllschichten ergossen sich auf die Straße. Nun war das Chaos perfekt.
Sie sah eine kleine Gasse, die so aussah, als würde der Wagen gerade noch so durchpassen.
"Ich fahr da jetzt rein", informierte Kaddie Livana.

"Aha, wie...Ah!" Die Gasse müsste dringend mal wieder gemacht werden, fand Livana, die froh darüber war, dass sie sich wieder angeschnallt hatte. Ansonsten wäre sie binnen Sekunden Shake gewesen. Hauptsache, Kaddie kam jetzt nicht noch auf die Idee, Treppen hinauf oder hinunter zu fahren.

Der rechte Seitenspiegel hatte sich beim Einbiegen in die Gasse verabschiedet. Sie war so eng, dass der Lastwagen die gesamte Straße ausfüllte. Einige Passanten sprangen panisch kreischend zur Seite und einige fluchten recht wüst.
Dann sah Kaddie etwas, womit sie nicht gerechnet hatte: Eine etwa drei Meter hohe Wand. Sie befanden sich in einer Sackgasse. Panisch trat sie auf die Bremse, und der Wagen wurde langsamer, doch der letzte Impuls war zu stark und der Frontteil des Müllwagend stieß an die Wand.

Erneut war Livana dankbar darüber, dass sie sich wieder angeschnallt hatte. Seltsamerweise öffnete sich der Airbag nicht, wahrscheinlich war der Wagen ohnehin mehr Schrottkarre gewesen.
Mittlerweile doch mit erhöhtem Puls, schnallte das Krötenmädchen sich ab und schaute zu ihrer Partnerin. "Ist alles in Ordnung?", erkundigte sie sich mit brüchiger Stimme. "Ich könne es schaffen, uns beide über die Mauer zu bringen, wenn wir schnell sind."

Kaddie atmete schwer.
"Dann aber dalli. Am besten wir steigen auf's Dach.", sagte sie. Ohne weitere Vorschläge seitens Livana abzuwarten, schwang sie sich elegant auf's Dach des Fahrerhauses.

Wäre ohnehin das gewesen, was Livana vorgehabt hatte. Aus dem Fenster hinaus, kletterte sie nach oben und von dort aus auf die Mauer. War ohnehin nicht mehr hoch. Zwar zu hoch, als dass Kaddie allein hochgekommen wäre, mit Ausnahme, dass sie Parcour beherrschte, wovon Livana aber auch nichts gewusst hätte; aber dank des Trucks war nicht mehr die volle Meteranzahl zu bekämpfen.
In Windeseile kletterte Livana die Mauer hinauf und hielt Kaddie dann eine Hand hin, um auch sie hinauf zu ziehen.

Kaddie schaute erstaunt zu, wie das Mädchen die Mauer hinauf kletterte. Als sie ihr die Hand hinhielt zögerte sie etwas. Wie stabil war dieser Leim eigentlich? Dann blickte sie sich um. Sie mussten so schnell wie möglich weg hier.
Also holte sie nochmal tief Luft, nahm Anlauf und sprang zu Livana hinauf, ergriff ihre Hand.

[Hehe, tolle Signatur xD Zu Mark Twain fällt mir nur ein: "Mit dem Rauchen aufzuhören ist ganz einfach. Ich habe es schon hundert Mal geschafft." ]

Mit aller Kraft zog Livana Kaddie soweit, dass diese die Mauerkante greifen konnte. Allerdings sah sie auch schon die Cops in der Gasse. Sie mussten sich beeilen.

[Hehehe, jopp der ist auch nicht schlecht. xDD]

Dieses Mädchen war um einiges stärker als sie aussah. Ob das auch den Experimenten zu verdanken war?
Keine Zeit darüber nachzudenken, diese Mistkerle waren ihnen schon wieder auf den Fersen.
Mit einem kräftigen Ruck zog sie sich die Mauer hoch.
"Jetzt gib's erstmal eine Möglichkeit", erklärte sie grimmig. "Runter und ordentlich Fersengeld geben. Dann sehen wir weiter."
Mit diesen Worten schwang sie sich seitlich nach unten, drückte sich an einer nahegelegenen Fensterbank an und machte eine Drei-Punkt-Landung auf einem unter der Mauer stehenden Müllcontainer.

[Sorry, das ich so selten schreibe. Ich mag Re-BIRTH wirklich sehr, sehr, aber es ist irgendwie das einzige RPG, das Plot hat, hier muss ich mehr nachdenken. *schlechte Ausrede* Tut mir Leid.]

Livana musste schlucken, als Kaddie das sagte, sagte selbst aber vorerst nichts, sondern kletterte nach ihr die Mauer entlang und rannte, was das Zeug hielt. Bedauerlicherweise gehörte Rennen absolut nicht zu ihren Stärken und das erste Mal in ihrem Leben wünschte sie sich, Justin zu sein. Dann würde sie niemand so schnell einholen, jedenfalls nicht zu Fuß.
"Kaddie!", keuchte sie schließlich. "Ich kann nicht mehr, nicht so schnell, ich...!" Sie hatte einfach keine Kondition, wurde immer langsamer, nach ein paar Ecken und Gassen, und blieb schlussendlich erschöpft stehen. Mit Klettern hatte sie keine Probleme, mit Graben auch nicht, aber das waren alles Dinge, die ihre Arme beanspruchten, nicht ihre Beine, und sie hielt es trotzdem für unwahrscheinlich, dass sie es im Handstand schneller schaffen würde.

[Schon gut, sei einfach ein bisschen spontan, auch wenn's einen Plot hat, so ist ja nicht festgelegt, wie wir den ausarbeiten. Und wir können auch mit Lex Anima weitermachen, da haben wir noch keinen Plot.^^]

Kaddie drehte sich erschrocken um und weitere die Augen, als sie sah, dass Livana stehen blieb. Sofort bremste sie ab und rannte zu ihr zurück und beugte sich zu ihr runter.
"Noch alles in Ordnung", fragte sie besorgt. Dann knirschte sie nervös mit den Zähnen. Was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht? Mutant oder nicht, sie war immer noch ein Mädchen, gerade mal so alt wie Mark. So eine Aktion war einfach zu viel für sie. Die ganze Aktion war ein Himmelfahrtskommando. Wenn sie Justin in die Finger bekam, dann...
"Planänderung", sagte sie. "So geht das nicht. Wir müssen uns irgendwo verstecken, wo sie die Suche erstmal aufgeben."

"Zu Fuß", schnaufte Livana und versuchte, so langsam wieder Luft zu bekommen, "können wir uns den Cops auch stellen." Sie hatte es vorhin völlig vergessen, aber sie hatte ja nach wie vor ihre Skalpelle dabei, wie hatte sie die nur außer Acht lassen können?
"Das sind zwei Bullen", sagte sie. "Und verstecken können wir uns hier eh nirgendwo, die Gegend ist karg wie sonst was und sobald wir eine Hauptstraße betreten, fallen wir auf wie bunte Hunde."

Kaddies Gesicht nahm einen grimmigen Ausdruck an. Sie blickte die Gasse hinunter. Die Kerle kannten sich hier weit besser aus als sie.
"Wenn wir uns ihnen stellen", überlegte sie, "sollten wir sie aber wenigstens überraschen. Selbst ich fände es eher unklug, direkt in den Lauf einer Pistole zu sehen. Danach müssen wir irgendwie unbemerkt weiterkommen."
Sie dachte fieberhaft nach.
"Meinst du, wir können durch die Abwasserkanäle weiter?"

"Dadurch würden wir auf jeden Fall in die Kanalisation gelangen und... Eventuell ins Gebäude, wenn wir Glück haben und den richtigen Weg finden. Allerdings werde wir danach schlimmer stinken als Justin, nachdem die Bratzen ihn in Mud Town aus dem Wasser gefischt hatten." Allein der Gedanke daran verursachte bei ihr Gänsehaut auf dem Rücken. Iekse.

Kaddies Gesicht überkam ein schiefes Lächeln.
"Klasse. Aber im Zweifelsfall ist mir mein Leben mehr wert als mein Geruch." Auch wenn sie dadurch einen weiteren Grund hatte, Justin bei ihrer nächsten Begegnung eine zu semmeln.
Ihr Gesichtsausdruck verhärtete sich wieder, als sie in einer Gasse hinter sich Schritte hörte, die schnell näher kamen.
"Wenn du einen schlauen Eifall hast, wie wir sie überraschen, wär jetzt ein guter Zeitpunkt", bemerkte sie und machte sich kampfbereit.

"So wie die Müllmänner, würde ich sagen", meinte Livana und kletterte ein Stück die Wand zu ihrer rechten Hoch. "Hast du irgendetwas, was ich nach ihnen werfen kann oder so? Ich bin so ein Fliegengewicht, wenn ich auf ihn drauf springe, wird ihn das nicht unbedingt aus der Bahn werfen... Aber ich kann sie am Boden festkleben, darum müssen wir uns keine Sorgen machen."

Kaddie blickte sich hastig um und nahm schließlich den Deckel einer Mülltonne, den sie Livana zuwarf.
"Meinst du, du kannst irgendwie ihre Pistolen außer Gefecht setzen?", fragte sie.

Livana verrenkte sich, um mit einem lauten Scheppern den Deckel aufzufangen. "Danke", sagte sie dann, bevor sie kurz nachdachte. "Ich könnte sie... ebenfalls ankleben... Besser wäre es noch, wie schaffen es, sie ihnen abzunehmen, dann können wir uns selbst bewaffnen."

"Argument...", murmelte sie. "Eigentlich hab ich's ja nicht so mit Schusswaffen, aber..."
Ein Fußtrappeln von um die Ecke ließ sie aus ihren Gedanken aufschrecken. Ihre Miene verhärtete sich und sie verschwand hinter der nächsten Ecke. Keine Sekunde zu spät, denn schon bald standen drei Polzeibeamte mit erhobenen Pistolen am Eingang der Gasse.

Livana war inzwischen hoch genug geklettert und somit nicht mehr unbedingt der Punkt, den man zuerst merkte, vor allem bei den Smogmengen, die Sodom tagtäglich so produzierte. Dennoch war sie nicht unsichtbar und durfte nicht bemerkt werden, weshalb sie die Luft anhielt. Jedenfalls so lange, bis sie sich im richtigen Winkel zu den Polizisten befand.