RPG: Lex Animae

Als das Wort 'Mirskiya' fiel, entgleisten Mistrals Gesichtszüge und sie sah sich betroffen um. War er schon hier? Durch die Menschenmassen konnte sie niemanden sehen.
"Wir lernen unter der Obhut von Meister Kurjaukka", bestätigte Jin die Vermutung. "Vielleicht habt Ihr von ihm gehört. Er ist auch anwesend, aber er ist im Moment anderweitig beschäftigt."

Himiko folgte Almas Schilderungen aufmerksam, Rasmus Blicke scheinbar nicht bermerkend.
"Euer Freund scheint ja ein unglaublicher Einzelgänger zu sein", bemerkte sie mit abwesendem Blick. In welche Richtung das Gespräch noch gegangen wäre, hätte wohl keiner noch sagen können, denn auf einer Empore am unteren Ende des Raumes erschien auf einmal ein älterer Herr mit weißem Vollbart. Der Präsident hatte seine Rede begonnen.
"Liebe Lehrer und Schüler der Akademie. Verehrte Gäste von allen Teilen des Archipels und darüber hinaus. Es ist mir eine Ehre, Sie alle bei unserem diesjährigen Ball, angesichts der Ratsversammlung begrüßen zu dürfen. Ein ereignisreiches Jahr liegt hinter uns und noch immer haben wir große Aufgaben zu bewältigen. Deswegen ist es unser Privileg und unsere Pflicht..."

So begann die Rede und auch die letzten Gäste trafen langsam ein. Magier, Dämonen und Diplomaten von entlegenen Orten der Insel. Und auch das ein oder andere bekannte Gesicht. Denn auch die Gesandtschaft aus Mirskiya war angekommen. Und mit ihnen die Vertreter der Familie Tuulika.

"Gehört, ja", könnte Aatu noch sagen. "Sein Können auf medizinischer Ebene ist bekannt…" Aber dann begann auch schon der Präsident zu reden.
Es war im Grunde genommen das Übliche Blabla und Aatu befahl Faapa, genau zuzuhören. Vielleicht konnte man es noch einmal gebrauchen, aber er wollte jetzt nicht selbst aufmerksam sein.
Als er dann irgendwann fertig war, schweifte sein Blick durch die Halle und so kam es, dass er die Tuulika-Familie entdeckte und das Wort an Mistral richtete. "Ich schätze, dies sind Eure Verwandten, Frau Tuulika."

Mit den Worten des Präsidents war auch Iivari wieder in der Halle erschienen, zumindest so halb. Er lehnte im Türrahmen zum Balkon, den Blick in der Ferne, aber er hörte einigermaßen zu. Leute pflegten dazu, sich danach über die Rede unterhalten zu wollen und er wollte nicht wie ein Vollidiot da stehen.

"Was...?", erkundigte sich Mistral geistesabwesend, doch als sie sah, wohin er deutete, froren ihr Gesichtszüge ein. Anders vermochte sie nicht, auf die Situation zu reagieren, den in ihrem Inneren prallten widersprüchliche Gefühle aufeinander.
Als sie den stechenden, falkenartigen Blick ihres Vaters sah, der den Raum absuchte, als würde er nach einer drohenden Gefahr suchen, wollte sie herausstürmen und so weit weg laufen wie es ging. Und als sie ihre Mutter sah, die sich freundlich lächelnd zu ihrem kleinen Bruder herunterbeugte, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als auf sie zu zulaufen, und die beiden in den Arm zu nehmen. So blieb sie sitzen, wie zur Salzsäule erstarrt, ihre Hände verkrampften sich in ihrem Kleid und sie wusste nicht, was sie sagen oder tun sollte.

Himiko nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Iivari an der Tür lehnte. Einen Moment überlegte sie, direkt auf ihn zuzugehen, doch sie entschied sich auf eine Gelegenheit zu warten, wo er ihr weniger leicht entkommen konnte. Die Eröffnung des Tanzes war dazu wie geeignet. Und sie kam immer zum richtigen Zeitpunkt.

Aufmerksam wie Aatu war, bemerkte er Mistrals Blick, sagte aber nichts, schaute nur etwas mitleidig drein. Er hatte ja schon Bekanntschaft mit Herrn Tuulika gemacht und konnte frei von sich behaupten, dass er den nicht gern als Vater. 
Ruut indessen erhob sich. "Ich habe meine Familie gesichtet, ich werde sie begrüßen." Daraufhin wuselte sie davon. 

Mittlerweile hatte er genug Beherrschung, nicht zu Himiko herüber zu schauen, er hatte dazu gelernt, in den letzten zwölf Jahren. Eigentlich hatte er sich verziehen wollen, bevor zum Tanz eröffnet wurde, aber irgendein Mitarbeiter der Akademie hatte ihn angesprochen und er viel zu lange gebraucht, um ihn abzuwimmeln.

Als Mistral erkannte, dass Ruut gehen wollte, hob sie nur noch halb anwesend einem Arm und bekamt noch ein halb gemurmeltes "Warte!" heraus, doch da war es bereits zu spät.
Jin runzelte die Stirn, als er Mistrals sorgenvolles Gesicht sah, und musterte neugierig die Anhänger ihrer Sippe.

Von Beginn an hatte Zephyr kein gutes Gefühl bei der Sache gehabt. Der Anzug, den sie ihn geschneidert hatten, war viel zu eng, seine Haare fühlten sich nach der Herrichtung komisch an und so richtig wie er selbst fühlte er sich nicht. Und als er all die Menschen in diesem Raum erblickte wurde es nur noch schlimmer. Es war so beengend, riesig und er hatte das Gefühl, von allen Seiten angestarrt zu werden.
"Keine Sorge, Zephyr", sprach seine Mutter beruhigend auf ihn ein, und drückte seine Hand. "Diese Leute sind hier um sich zu amüsieren. Hier will dir keiner was böses."
"Da wäre ich mir nicht so sicher", kam die Stimme seines Vaters. Zephyr zuckte zusammen. Er mochte es ganz und gar nicht, wenn Vater so war. "Zephyr tut gut daran vorsichtig zu sein. Das hier ist ein Kongressball. Viele dieser Leute sind Politiker und Geschäftsleute. Das heißt, wir wandern unter Vipern."
Zephyr schluckte, seine Mutter seufzte auf. Der Junge drängte sich nur noch enger an seine Mutter und wünschte sich, er wäre ganz woanders.

Als die Musik zur Eröffnung des Tanzes ansetzte, war es für Iivari bereits zu spät. Bevor er sich aus dem Staub machen konnte, ruhte eine Hand auf seiner Schulter und eine andere umschloss die Hand. Egal ob in menschlicher Hülle oder in der wahren Gestalt, ihre Opfer bemerkten Himiko stets erst dann, wenn es zu spät war.
"Darf ich um diesen Tanz bitten?", fragte sie und zog ihn mit einem Lächeln aufs Parkett, das so einige Männer hätte dahin schmelzen lassen, Vorrausgesetzt sie wussten nicht, wen sie da vor sich hatten.

"Oh, Ihr wartet, bis sie Euch entdecken", bemerkte Aatu, dessen Blick zwischen Mistral und ihrer Familie hin und her glitt. "Gewiefte Taktik." 

Iivari wurde kalt, als sie ihn berührte und er wünschte sich, er wäre eher gegangen. Dennoch trug er es mit Würde und auf jenem Fall mit dem üblichen abwertenden Blick. Vielleicht noch etwas kühler als sonst. Kein Grund zur Panik, jedenfalls, solange Himiko nicht deutlich die Oberhand gewann. 
"Tut, was Ihr nicht lassen könnt", behauptete er kühl, während er sie musterte. Ganz anders, so ohne Farbe. 
Den Gedanken, dass er beim Tanzen zumindest nach wie vor gut aussah, fand er immerhin ein kleines Bisschen tröstlich.

Mistral antwortete nicht. In ihrem Kopf überschlugen sich von einem Moment auf den nächsten die Gedanken und die Farbe wich aus ihrem Gesicht.
"Mistral?", fragte Jin besorgt. "Geht es dir nicht gut?"
Das tat es ganz offensichtlich nicht. Als es den Anschein hatte, dass die Vertreter der Familie Tuulika näher kamen, erhob sie sich schlagartig, und wandte sich zum Gehen. Aber in die entgegengesetzte Richtung.
"Mistral!", kam es von Jin, der verwirrt die Hand nach ihr ausstreckte, doch das Mädchen war bereits in der Menge verschwunden.

Zephyr drehte den Kopf, als er glaubte, den Namen seiner Schwester gehört zu haben, aber er sah dort nur einen breitschultrigen Mann mit fremdartigen Gesichtszügen. Bei dem Anblick seiner ernsten Augen schluckte er.
"Starr nicht so, das ist unhöflich", tadelte Milana ihn sanft. "Der Mann ist ein Ihmisielu, ein Ureinwohner der Insel. Die sehen etwas anders aus als wir."
Zephyrs Vater musterte den Mann nur kurz mit hochgezogener Braue, dann wanderte sein Blick zu einer anderen Gruppe Menschen. Letztlich fanden sie sich an einer Sitzgruppe wieder, wo Zirkon eine Unterhaltung mit einigen wichtig aussehenden Leuten begann. Irgendwoher hatte Zephyr ihre Namen schonmal gehört, sein Vater meinte, sie seien Bänker. Und das man sich vor denen besonders in Acht nehmen musste. Also hielt er erstmal seinen Rücken gerade und versuchte, nicht aufzufallen.

So aus der Nähe betrachtet war Iivari eigentlich ganz ansehnlich. Der strenge Blick und die Brille mochten etwas oberlehrerhaftes haben, aber daran war sie letztlich nicht ganz unschuldig.
"Warum denn so ernst, Meister Kurjaukka?", erkundigte sie sich lächelnd, während die Musik einsetzte und sie die ersten Drehungen machten. "Wir sind heute abend schließlich nicht wegen der Politik hier. Alles was ich mir wünsche, ist ein kleiner unbeschwerter Abend mit einem alten Freund, kein Grund auf düstere Gedanken zu kommen."

Ruut stand bei ihren Eltern, den Bänkern, und tat das, was eine Bänkerstochter eigentlich zu tun hatte: Da stehen und hübsch aussehen. Als die neuen Leute aus Mirskiya dazu bekamen, begrüßte sie sie selbstverständlich und bemerkte erst im nächsten Moment, dass es sich hierbei wohl um Mistrals Eltern handelte. 

"Sie scheint... etwas einzigartig zu sein", bemerkte Aatu leise und ein bisschen verträumt, während er ihr nachschaute. 

Er schnaubte leise, aber verächtlich genug. "Was habt Ihr denn erwartet?", erkundigte er sich abwertend. "Freudensprünge meinerseits?"

Zirkon tauschte einige Begrüßungsfloskeln mit Ruuts Vater aus, bevor sie schließlich dazu kamen einander ihre Familienmitglieder vorzustellen.
"Sie erinnern sich sicher noch an meine Frau", sagte er und wies auf Milana, die sich lächelnd von Ruuts Vater die Hand küssen ließ. "Und hier haben wir meinen Sohn..."
Zephyr zuckte innerlich zusammen, als er seinen Namen hörte und blickte zögerlich zu den Fremden hinauf. Milana legte ihm ermutigend eine Hand auf die Schulter. Er entspannte sich, und versuchte sich an die Konventionen zu erinnern. Schließlich trat er vor und streckte den Rücken durch.
"Z..zephyr", stellte er sich vor. "Zephyr Tuulika. Es...freut mich, Ihre Bekanntschaft zu schließen."

Jin runzelte lediglich verwirrt die Stirn.
"Sie ist sehr lebhaft", erklärte Jin. "Aber ich muss zugeben, ihr Verhalten im Moment verwirrt mich."

Himiko zog die Brauen hoch.
"Nun, ich meine mich an einen jungen Mann mit weißen Haaren zu erinnern, der für einen solchen Moment alles getan hätte. Das würde zumindest erklären, warum er mich immer angestarrt hat, wenn er glaubte, dass ich nicht hinsehe."

Ruuts Vater indes rief den Leuten aus Mirskiya den Namen seiner Tochter wieder ins Gedächtnis. Ruuts Blick wiederum fiel auf Zephyr - Güte, war er Junge knuffig - und lächelte ihn freundlich an. 

Aatu zuckte mit den Schultern. "Familienaffären. Fürchterlich anstrengend." Er seufzte. 

"Dreizehn Jahre mögen bei Dämonen wie Euch kein Ding sein", rief er ihr mürrisch ins Gedächtnis, "bei Menschen schon." Und ihn wurmte es, dass sie sich daran noch erinnerte. Wie peinlich.

Zephyr wurde etwas rot um die Nase, lächelte aber freundlich zurück. Milana entschied sich die Situation ein wenig aufzulockern und wandte sich interessiert an Ruut.
"Ihr seid jetzt...etwa ein Jahr an der Akademie, nicht wahr, Fräulein Ruut?", erkundigte sie sich. "Genießt Ihr Eure Zeit hier? Das Studium der Magie ist sicher überaus komplex."

Jins Blick schweifte nachdenklich in die Ferne. Dann hatte Mistral also Probleme mit ihrer Familie? Kein schöner Gedanke, wie ihm schien.
Da seine Begleiterinnen offenbar beschäftigt waren, entschied Jin sich, das gespräch mit der Dame etwas weiter zu führen und probierte gelegenntlich eine der Schnitten, die herumgereicht wurden.

"In der Tat, euer Leben erscheint mir manchmal flüchtig wie ein Windhauch", seufzte sie. "Im einen Moment unterhält man sich noch mit jemandem, und kaum wendet man kurz den Blick aus, ist seine Lebenszeit verwirkt. Aber gerade deswegen wollte ich dich so dringend wiedersehen. Wollte sehen was aus dem Jungen geworden ist. Und siehe da", ihr Blick glitt nochmal an seinem Körper herab, "aus dem jungen Knaben ist ein attraktiver Mann geworden."

"Oh ja, das ist es", antwortete sie wahrheitsgetreu. "Aber es macht gleichzeitig auch sehr viel Spaß, zumal ich ausgesprochen freundliche Kollegen habe, die mit mir im Team arbeiten." 

Aatu unterhielt sich gern mit dem Einheimischen. Er war interessant und freundlich zugleich, so etwas gab es selten. Die meisten Leute waren entweder interessant und Ärsche oder freundlich und total langweilig. 

Die Berührung beim Tanzen fühlte sich langsam echt widerwärtig an und er begann, sich in seinem Körper unwohl zu fühlen. Er hasste dieses Gefühl und wollte es nicht, aber auch nicht die Schmach ertragen, würde er sie einfach von sich weg stoßen, außerdem... außerdem. Es gab ein außerdem, aber er wusste nicht, was dahinter kam. Es war komisch. Und eklig. 
"Und das ist tatsächlich das einzige?", erkundigte er sich.

"Das ist schön zu hören", meinte Milana mit sanftem Lächeln. "Die Arbeit geht viel leichter von der Hand, wenn man sich gut mit den Menschen versteht."
"Es ist eine gute Grundvoraussetzung, solange die Kameraden auch verlässlich sind", räumte Zirkon ein. "Konntet Ihr euch davon bereits überzeugen, Milady? Wart Ihr bereits auf einem Einsatz mit ihnen?"

Jin fand die Unterhaltung durchaus nicht unangenehm. Es kam selten vor, dass sich jemand für ihn interessierte, ohne in Vorurteilen zu schwelgen. So blieben sie erst einmal bei der Unterhaltung und Jin nahm sich gelegentlich ein Häppchen von einer der Platten die vorbeigetragen wurden.
Hätte er den Angestellten, der diese verteilte, näher betrachtet, wäre er ihm vielleicht bekannt vorgekommen. Aber der alte Bekannte hatte seine Haare voraussichtlich blond färben lassen. Wahrscheinlich eine gute Idee, René wollte schließlich nicht auffallen.
Vielleicht war es gewagt, ausgerechnet so dicht an diesem brutalen Barbaren vorbeizugehen, aber wenn selbst der ihn nicht erkannte, dann konnte seine Tarnung nur perfekt sein. Und René ergötzte sich daran. So schritt er weiter durch die Menschenmenge und suchte nach unzureichend bewachten Geldbeuteln.

Einen Moment war sie nachdenklich.
"In erster Hinsicht war es wohl...reine Neugierde. Vor allem deinetwegen", gab sie zu. "Und vor dem was geschehen wird. Denn wenn meine Vermutungen stimmen, werden diese Inseln bald Schauplatz einiger...Umwälzungen werden."

Ruut nickte. "Letzthin waren wir auf einem Einsatz in Hyvaala, bei dem wir uns um den Ursprung einer Seuche kümmern mussten", erzählte sie, erwähnte aber nicht, dass Mistral, Jin und sie im Grunde genommen nur schmückendes Beiwerk gewesen waren. Rückblickend hatte Iivari wohl Recht gehabt, er brauchte sie nicht. 

Aatu bemerkte den nun blonden Dieb auch erst, als Faapa ihn mittels Telepathie darauf aufmerksam mache. "Entschuldigt, Herr Jin", sagte er und verneigte sich leicht vor seinem Gesprächspartner. "Aber ich muss ganz kurz jemanden sprechen. Ich bin sofort wieder da." 
Daraufhin eilte er davon, in die Menge, um den Dieb zu finden. 

Er zog eine Augenbraue hoch, ließ sich aber einige Momente Zeit mit Antworten. "Elise hatte es angedeutet... Ich schätze, du hast keinen Kontakt mehr zu diesen Leuten?"

"Ihr wart an dieser Mission beteiligt?", hakte Zirkon nach, interessierte eine Braue hebend. "Ist bereits klar, welchen Ursprungs die Seuche ist? Es wäre überaus schädlich fürs Geschäft, sollte sie sich weiter verbreiten."
Seuche klang gar nicht gut. Was wenn Mistral auf so einer Mission gewesen war? Was wenn sie krank war? Ein Frösteln durchfuhr Zephyrs Körper und er drückte die Hand seiner Mutter noch fester.

Jin runzelte überrascht die Stirn, nahm schulterzuckend noch einige Schnitten und beobachtete interessiert die Tänze.
René unterdessen bot einigen Damen in betont galanter Manier einige Leckerbissen an. Ein Teil von ihm wünschte sich, als hoher Offizier oder Adliger gekommen zu sein, denn so hatte das schöne Geschlecht mehr Interesse, an dem was er anbot, als an seinen vollendeten Manieren.
Trotzdem hielt er an seinem Auftreten fest. Was immer man tat, man sollte es mit Stil tun. Und die Ablenkung nutzen, einige der hohen Herren und Damen um ihre Wertsachen zu erleichtern. Insofern war seine Garderobe hervorragend gewählt.

Himiko kicherte amüsiert.
"Ich habe, was ich von ihnen wollte", antwortete sie. "Oder besser gesagt, du hast es jetzt. Aber nach dem, was ich mit ihrem Anführer angestellt habe, werden sie es sich wohl zwei Mal überlegen, mich erneut zu beschwören."

"Wir haben das Gegenmittel", antwortete sie. "Der Auslöser ist nicht klar, vermutlich... wurde sie gezielt verbreitet." Der Kerl war irgendwie gruselig. Sie wusste nicht genau was, wahrscheinlich war es seine Ausstrahlung.

Aatu nutzte den Moment, in dem René sich einmal nicht gerade mit irgendwem unterhielt, um von hinten an ihn heran zu kommen, selbstverständlich nahezu lautlos, so wie immer.
"Siehe einer an", säuselte er durch Faapa dann, immer noch mit Frauenstimme. "Ein bekanntes Gesicht, wer hätte es gedacht. Wobei ich sagen muss, dass mir Eure Naturhaarfarbe besser gefällt."

"Da wären sie wahrscheinlich besser dran, ja", stimmte er ihr etwas leise zu.
Das Lied war langsam vorbei und er zog sie an den Rand, um endlich mit tanzen aufhören zu können. Er hatte keine Lust mehr - nicht, dass er jemals welche gehabt hatte, aber seine Motivation hatte sich jetzt im Erdreich unter dem Keller vergraben.

"Gezielt", murmelte Zirkon und zog die Brauen zusammen. Wer könnte Interesse daran haben, eine Seuche zu verbreiten? Hatte irgendein selbsternanntes Genie ein Epxeriment durchführen wollen? Wohl kaum. Aber wer würde davon profitieren?
Doch er entschied sich, nicht weiter nachzuhaken. Er würde das Thema im Auge behalten. Doch würde er dem Ganzen auf seine Weise auf den Grund gehen. Und hier hatten die Wände Ohren. Also wand er sich fürs erste ab und vertiefte sich mit Ruuts Vater in ein Gespräch über Geschäftsangelegenheiten. Milana beteiligte sich aktiv daran und Zephyr und Ruut blieben erst einmal außen vor.

René blickte sich überrascht um und sah dei junge Dame interessiert an, die sich ihm dort genähert hatte.
"Pardon?", erkundigte er sich lächelnd. "Ihr redet mit mir? Kann dieser bescheidene Diener Milady irgendwie zudiensten sein?"

Neugierig musterte sie die Insassen des Hauses. Interessante Gestalten in der Tat. Lächelnd wandte sie sich an Iivari.
"Ich bin froh zu sehen, dass du so gute Freunde gefunden hast", lächelte sie. "Deine beiden Kameraden scheinen sehr fürsorglich zu sein. Ich hoffe doch sehr, du zeigst ihnen auch gelegentlich deine Dankbarkeit?"

Ruut lächelte Zephyr warm an. "Du hast eine großartige Schwester, du kannst stolz auf sie sein." 

"Hm", gab Aatu ausgesprochen melodisch von sich, beziehungsweise sein Dämon. "Nur die Versicherung, dass Ihr mir nichts aus den Taschen zieht. Damit wäre ich zufrieden." Er zwinkerte ihm zu. 

Er schnaubte. "Idioten, allesamt." So etwas würde er keine Dankbarkeit zeigen, nicht im Geringsten. Ja, sie hatten ihn damals gerettet, aber das war auch das einzige Mal, dass ihm die beiden irgendwie eine Hilfe gewesen wären.

Zephyr nickte geistesabwesend. "Danke, Mila..."
Auf einmal sickerte der Inhalt ihrer Worte in sein Bewusstsein. Mit einem Schlag schien seine gesamte Anspannung von ihm zu weichen und er sah Ruut mit großen Augen an.
"Du kennst Mistral?"

René blinzelte überrascht und einen Moment war er sprachlos. Dann schlich sich jedoch ein Lächeln auf seine Lippen.
"Ich sehe, Milady verfügt über scharfe Sinne", bemerkte er anerkennend. "Bei jemandem mit Eurer Auffassungsgabe könnte man beinahe glauben, Ihr würdet Euch auskennen in dem Bereich, den sich meinesgleichen zur Berufung gemacht hat."
Er hielt ihr das Tablett hin.
"Darf ich Euch eine Kleinigkeit anbieten?"

Himiko hielt sich die Hand vor den Mund, um ihr Kichern zu verbergen.
"All die Jahre und mir scheint, du bist doch das alte Kind geblieben." Aus dem Augenwinkel nahm sie ein junges Mädchen mit Zöpfen im Haar wahr, das raus auf den Balkon verschwand. "Ob man dich deswegen ausgewählt hat, als Lehrer junger Menschen zu dienen?"

Ruut nickte begeistert. "Ja, ich bin mit ihr in einer Gruppe." Gott, war der Junge niedlich. Zum tot knuddeln. 

Aatu lächelte verschmitzt. "Findet es heraus." 
Sein Blick fiel auf das Tablett. "Oh, danke edler Herr", sagte er und nahm sich eines der Häppchen. "

Er schaute sie ausgesprochen böse an. Jedenfalls wollte er das, irgendwie konnte er sie nicht wirklich böse anschauen. Noch einen Grund, den heutigen Tag zu hassen. 
Letztendlich schaute er wieder weg, er wollte sich nicht gezwungen fühlen, sie weiterhin anzusehen. "Denkst du ehrlich, die hätten mich dafür genommen, hätten sie noch mehr Auswahl gehabt? Als würde irgendwer hier oben im Norden leben oder Magier sein wollen."

Zephyr hatte zwar keine Ahnung, was gerade in Ruuts Kopf vor sich ging, doch von einem Augenblick auf den nächsten begann er regelrecht zu strahlen.
"Wirklich? Du..."
Er blinzelte als er des skeptischen Blickes seitens seines Vaters gewahr wurde. Zef war sich jedoch sicher, dass er nicht das ganze Gespräch gehört hatte.
"...hast eine riesige Eiscremeschüssel beim Buffet gesehen? Kannst du sie mir zeigen?!"
Zirkon runzelte die Stirn und Milana zog eine Braue hoch. Zirkon zwinkerte Ruut zu und wandte sich mit großen Augen an seinen Eltern.
"Mutter, Vater", sprach er nun in einem formellen aber bittendem Ton. "Darf Fräulein Ruut mir ein bisschen die Halle zeigen? Bitte."
Milana sah prüfend zwischen Ruut und Zephyr hin und her und sie schien zu wissen, dass es ihrem Sohn um etwas anderes ging.
"Wenn es dir eine Freude macht", antwortete sie jedoch lächelnd. "Vorrausgesetzt, wir fallen Fräulein Ruut mit dieser kleinen Bitte nicht zur Last?"

Nachdenklich musterte René die Dame. Eine faszinierende junge Frau. Eine Magierin sicherlich, darauf wies der Dämon hin. Gehörte sie zur Akademie? Wahrscheinlich nicht, sonst hätte sie ihn wahrscheinlich längst den Wachen gemeldet. Ob es so eine Frau war, die seinen Vater verführt hatte?
"Milady scheint ein wenig vorlaut zu sein", ließ er sich mit lächelnd auf ihr Spiel ein. "Aber dem Charme der Unkonventionalität konnte ich noch nie widerstehen. Sagt, dürfte ich fragen, was Euch heute abend an diesen Ort verschlägt?"

Iivari war noch nie besonders gut darin gewesen, seine Gefühle zu verbergen und daran hatte sich offenbar nichts geändert. Doch sie entschied sich, ihn nicht weiter zu brüskieren.
"Dann stellt sich mir die Frage", erkundigte sie sich mit ernst gemeinter Neugierde. "Was hat einen Mann deiner Fähigkeiten in all den Jahren hier gehalten?"

Ruut verneigte sich leicht vor Frau Tuulika. "Selbstverständlich nicht, es wäre mir sogar eine Freude." Dann sah sie zu Zephyr hinab. Sie hatte zwar keine Ahnung, wo Mistral steckte, aber sie würden sie schon finden. 

Aatu nahm einen Bissen, kaute, schluckte herunter, dann sah er René genau in die Augen. "Neugier, vielleicht." Ja, er begleitete den Vorsitzenden von Mirskiya - so ein Dödel, selten einen Menschen getroffen, der sich so leicht manipulieren ließ, da musste er beinahe keine Magie einsetzen. 

Sein Blick fiel ganz kurz wieder auf sie.  "Sie lassen mich machen, was ich will, unterstützen mich sogar bei dem, was ich mache... Solange es im Bereich des Legalen liegt." Das war der Unterschied zu den Zeiten bei der Mafia, da hatte er wirklich alles machen können. Allerdings hatte er damals seine Magie noh benutzen können, jetzt konnte er nur noch heilen und er war nicht daran interessiert, anderen Menschen das Leben zu retten.

Zephyr verneigte sich noch einmal, so wie man es ihm beigebracht hatte, bevor sie sich von der Gruppe seines Vaters entfernten. Als sie auf sicherer Distanz waren, atmete er erleichtert auf.
"Danke, dass du mich nicht verraten hast", wandte er sich lächelnd an Ruut. "Es ist so, Mistral ist ein bisschen sauer auf Vater und ich weiß nicht, ob sie ihn im Moment sehen will. Wenn sie sich sehen, dann streiten sie sich vielleicht und ich mag es nicht, wenn Mistral traurig ist."

"Neugier, hm?", erkundigte sich René mit hochgezogener Augenbraue. "Dann seid Ihr sicherlich an den richtigen Ort gekommen. Zugegebenermaßen bin ich selbst noch nicht lange auf den Inseln. Da bietet dieser Ball eine einmalige Gelegenheit. einen Blick auf die Reichen und Mächtigen dieses Ortes zu werfen. Vielleicht färbt ja etwas von ihrer Exzellenz auf mich ab. Oder sie teilen zumindest etwa von ihren Gütern mit mir."
Er erlaubte sich ein keckes Grinsen, während er seinen Blick schweifen ließ.
"Nun, den Präsidenten der Akademie haben wir ja eben schon gesehen. Die Magier erkennt man zumeist an den Dämonen, die sie begleiten. Und dann haben wir da noch..."
Jene holde Grazie, der er vor nur wenigen Wochen begegnet war. Der er liebend gern einen Kuss gestohlen hätte, von der er aber nur ein Amulett bekommen hatte. Eigentlich hatte er geglaubt, sie vergessen zu haben, doch nun, als sie zwischen den Reihen der Gäste schritt, mit dem kleinen Jungen an ihrer Seite, stockte sein Atem und er konnte seinen Blick nicht von ihr nehmen.

Nachdenklich musterte Himiko ihn von oben bis unten. Eine gewisse Melancholie machte sich in ihr breit.
"Du bist stets auf düsteren Pfaden gewandert, Iivari", erklärte sie, die Besorgnis war sogar vollkommen ernst gemeint. "Pass auf, dass du dich nicht in ihnen verlierst."

Sie zwinkerte dem Jungen zu. "Ist doch kein Thema." Dann sah sie sich um. "Ich habe nur keine Ahnung, wo diene Schwester sich gerade aufhält, aber weißt du was? Wir fragen Jin." Weshalb sie mit Zephyr auf den großen Ureinwohner zuschritt. 
"Sag mal, Jin, weißt du, wo Mistral hin ist?" 

Er erwiderte das Kichern, der Kerl hatte etwas, garantiert und er musste grinsen, als er dessen Blick zu dem Mädchen bemerkte. 
"Sie ist wunderschön", stellte er fest, den Blick wieder auf den Diener gerichtet. "Aber fallt nicht für eine Magierin, es könnte Euch... den Tag verderben." 

Erst zog er eine Augenbraue hoch angesichts ihrer Besorgnis, dann lachte er leise und ein bisschen fies. "Du hast Menschen seit jeher nur als Spielzeug genutzt, warum interessiert es dich, was ich in meinem Leben mache und was nicht?"

Jin unterdessen hatte sich bei einem der Buffetstände niedergelassen. Mit wachem Auge betrachtete er das Treiben und probierte gelegentlich einen der Happen. Zu seiner Erkenntnis musste er feststellen, dass einige der Blicke der Vorbeigehenden auf ihn gerichtet waren. Einige warfen ihm schräge Seitenblicke zu, während andere zu tuscheln begannen, wenn sie glaubten außer Hörweite zu sein. Ein Teil von ihm hatte bereits geahnt, dass ein riesiger Ureinwohner in einem Anzug die Aufmerksamkeit der Leute auf sich ziehen würde.
Insofern war Ruuts Rückkehr eine willkommene Abwechslung. Zu seiner großen Überraschung hatte sie einen kleinen Jungen im Schlepptau, der ihn unsicher musterte.
"Und wen haben wir hier?", erkundigte sich Jin und musterte das Kind neugierig, dass offenbar einen Moment nach Worten rang.
"I-ich...", begann er unsicher. "Ich bin Zef..."

"Da könntet Ihr sogar recht haben", murmelte er und fuhr sich geistesabwesend über den Ohrring. Ob eine dieser Damen hier seine Mutter war? Und wollte er das so genau wissen? Am liebsten hätte er den Blick abgewandt, doch ein Stechen in der Magengrube kam auf, als er sie zusammen mit dem Ureinwohner sah. Er schüttelte den Kopf. Mit einem wie seinem Vater hatten diese Damen nur gespielt, was würden sie dann erst mit jemandem wie ihm machen.
"Doch sicherlich können nicht alle Magier so verderblich sein", wandte er sich wieder an sie und deutete auf den Papagei. "Schließlich führen wir gerade eine recht interessante Unterredung."

Sie musterte ihn lange und nachdenklich und schließlich schlich sich ein mysteriöses Lächeln auf ihre Lippen.
"Nun", sinnierte sie nachdenklich. "Nennen wir es doch ganz altmodisch...Neugierde."
Mit diesen Worten breitete sie ihren Fächer aus, wedelte sich frische Luft zu, und ließ Iivari erst einmal mit seinen Gedanken alleine, während sie sich unters Volk mischte.