Schicksalsspiel

Livedin hingegen ass, als hätte er seit Tagen nichts mehr im Magen gehabt. Er nahm sich dann auch den Rest von Lucia, ehe er aufstand, um schlafen zu gehen,

Auch Elin nahm etwas zu sich und erhob sich dann. Sie brauchte Schlaf dringender als Nahrung.
"Gute Nacht", sagte sie noch einmal in die Runde und ging dann zu den Nachtlagern.
Es war einfach, aber es reichte. Müde legte sie sich hin, konnte aber nicht gleich einschlafen.

Livedin schlief ein, kaum hatte er sich hingelegt - er hatte noch nicht mal ein paar Kleider ausgezogen, sondern war gleich mit allem ins Bett gefallen.

Als sie endlich zu ihrem improvisierten Bett kam, sackte Lucia mehr in sich zusammen, als dass sie einschlief. Die Geschehnisse des Tages spukten ihr durch den Kopf herum und so sehr sie sich auch um Schlaf bemühte, er ließ auf sich warten. Konnte sie diesen Leuten trauen?
Doch wo sollte sie sonst hin? Sie kannte hier niemanden. Nach einer gefühlten Ewigkeit verfiel sie schließlich in einen unruhigen Schlaf.

Elin hörte die regelmäßigen Atemzüge der anderen und schlief dann auch irgendwann ein. Richtig erholsam war der Schlaf jedoch nicht und so setzte sie sich genauso müde auf, wie sie eingeschlafen war, als sie wieder aufwachte.

livedin schlief ewig lange. er schien gar nicht aufwachen zu wollen.

Lucia riss ruckartig die Augen auf und atmete schwer. Hastig sah sie sich in dem kleinen Raum um und versuchte sich daran zu erkinnern, wie sie dorthin gekommen war.
Dann fiel es ihr wieder ein und sie setzte sich erleichtert seufzend auf.
Sie sah, dass Elin ebenfalls schon wach war, nickte ihr kurz zu, deutete dann auf den schnarchenden Livedin und legte einen Finger an die Lippen. Der Gedanke, einen Gott aus dem Schlaf zu wecken, behagte ihr nicht so recht.

Elin nickte und stand leise auf, um den Raum zu verlassen. Sie wollte Livedin nicht wecken. Wer wusste schon, was der alles anstellen konnte. Außerdem hatten sie nioch genug vor, also sollte er sich ruhig ausschlafen.

Lucia stand ebenfalls auf und kleidete sich in einem Nebenraum um. Anschließend begab sie sich in einen Nebenraum, um aus dem Fenster die aufgehende Sonne zu betrachten.
Nachdenklich überlegte sie, was als nächstes zu tun war. War es so eine gute Idee zur Magiergilde zu gehen? Was war, wenn die Engel sie fassen würden? Sie schüttelte den Kopf. Daran durfte sie gar nicht erst denken.
Sie blickte zu Elin, nicht ganz sicher, wie sie mit ihr reden sollte. Elin schien nicht viel älter zu sein als sie, aber sie war schon lange nicht mehr unter Menschen gewesen.
"Gu...Gut geschlafen?", fragte sie mit unsicherem Lächeln.

"Es geht", antwortete Elin. "Und du?"
Lucia sah noch ziemlich jung aus und nach dem, was sie gesagt hatte, schien sie von sehr weit her zu kommen. Elin wusste nicht genau, ob die Bräuche in ihrem Land vielleicht anders waren. Sie sollte sich mehr für andere Menschen interessieren.

"Es geht", wiederholte Lucia mit schiefem Lächeln. "Eigentlich fühl ich mich so erschöpft, dass ich noch stundenlang weiterschlafen könnte. Aber ich kann irgendwie nicht. Die lange Reise und der...Kulturschock gestern..."
Sie schüttelte den Kopf und ließ den Blick wieder aus dem Fenster gleiten.
"Irgendwie ist das alles zu viel für mich. Bin mir nicht sicher, ob ich in den nächsten Tagen wieder richtig schlafen kann."

Elin nickte verständnisvoll.
"Mein Dorf ist zwar nur ein paar Tagesreisen weit weg, aber ich war noch nie in einer so großen Stadt und ich habe auch noch nie..." Sie dachte an die Exekution und die darauf folgene Flucht. "So was erlebt.
Elin seufzte leicht. Was würde sie jetzt wohl erwarten?

Nun erwachte Livedin doch noch. Er schlug die Augen auf und gähnte. Hach, herrlich. Zwar nicht so toll wie Zuhause aber immerhin.
Müde rappelte er sich auf und streckte sich. Ach, die beiden Mädchen waren schon weg. Warum erstaunte ihn das nicht?

"So viele Menschen", murmelte Lucia. "Meinst du, wir finden hier wirklich einen Halbgott?"
Sie schmunzelte ein wenig.
"Allein schon der Gedanke, dass wir gerade einem ganzen begegnet sind ist...irgendwie seltsam, oder?"

"Ich weiß nicht", erwiderte Elin und nickte dann wieder.
"Er wirkt irgendwie gar nicht so..." Sie suchte nach dem passenden Wort. "Göttlich."

Ganz und gar nicht göttlich, in der Tat. Als Livedin zu den beiden stiess streckte er sicih gerade und seine Haare waren ein einziges Chaos.
"Ihr seid schon wach", murmelte er. "Wunderbar!"

"Guten Morgen", begrüßte Elin ihn und fühlte sich gleich darin bestätigt, was sie gerade gesagt hatte.

Lucia schreckte leicht auf, als die besagte Person tatsächlich hinter ihnen stand.
Sie lächelte unsicher, den Gott an, der sich verschlafen streckte und irgendwie so gar nicht übernatürlich wirkte.
"Guten Morgen, Herr Livedin", sagte sie. "Habt Ihr gut geschlafen?"

"Pha", machte er. "Gut geschlafen? Ich bitte dich, meine Fähigkeit besteht darin zu schlafen. Den Tag will ich erleben an dem Livedin, der Gott des Schlafes nicht schlafen kann."
Er grinste leicht.
"Und gibts hier irgendwo was zu essen?"

Elin sah sich um und schüttelte den Kopf. Da mussten sie wohl den Priester fragen. Obwohl sie persönlich immer noch keinen Hunger hatte.

Lucia blinzelte verwundert. Sie verstand ja nicht allzu viel von Göttern, aber irgendwie hatte sie sich die immer anders vorgestellt.
"Nun, ich habe Pater Carius heute noch nicht gesehen, wie können ihn ja mal fragen, ob er noch etwas entbehren kann."

"Und sonst besorg ich einfach etwas", zwinkerte er.
"In der sTadt wars letzte Nacht ruhig, oder?"

"Ich glaub schon", erwiderte Elin.
Sie wusste trotzdem nicht, ob es gut war, jetzt schon vor die Tür zu gehen und dann auch noch zu stehlen.

"Gut ... wobei die Engel vermutlich noch immer in einem sehr aufmerksamen Zustand sind ... nehme ich an."
Nun. Er konnte sich in eine Krähe verwandeln und von einem Bäcker oder so Brot stehlen.

"Davon ist auszugehen", stimmte Lucia zu. "Wir sollten aufpassen, dass wir nicht..."
Sie brach ab, als sie kurz vor den Toren des Tempels standen.
Vor der Tür standen einige Wachen, die hitzig mit Pater Carius diskutierten. Lucia bedeutete den anderen, nicht zu nahe zu kommen.
"Sie sind hier", flüsterte sie nervös.